Freitag, 22. Januar 2016

Roadtrip: abgebrochen! - Halbzeitpause: beendet!




Nachdem in unserer ersten Woche in Perth alles völlig reibungs- und komplikationslos verlief (Trampen, Übernachtungsmöglichkeiten, Wetter, …), hatten wir leider in unserer zweiten Woche (wo unser Roadtrip nach Esperance anstand) etwas weniger Glück.

Freitagmittag ging’s los: wir kauften uns ein $15-Zelt (wird für die paar Tage schon taugen) und los ging’s. Auto hatten wir, Wetter war super – so weit, so gut. Samstag war wettermäßig genauso. Am Sonntag sind wir in der früh um 5am von einem Regenschauer geweckt worden – unser Zelt war natürlich nicht wasserdicht (können wir bei dem Preis auch nicht erwarten), aber wer hätte schon damit gerechnet, dass es im Hochsommer in Perth regnen soll. Darüber haben wir uns wirklich keine Gedanken gemacht. Leider hat’s den ganzen Sonntag immer wieder geregnet und auch so war’s ziemlich kühl, so dass wir von den meisten Sachen, die auf unserem Plan standen, nur schnell ein Foto machten und ansonsten versuchten, relativ weit mit dem Auto zu fahrn, um möglicherweise dem Regen zu entkommen. Nachdem unsere Schlafplätze der ersten beide Nächte schon irgendwie was Besonderes waren (Fotos folgen unten), erwartete uns nun eine etwas unangenehmere Nacht. Wir fuhren zu einem extrem abgelegenen - aber kostenlosen - Campingplatz direkt an einem See. Gegen unsere Vermutung, wohl die Einzigen an so einem abgelegenen Spot zu sein, fanden wir haufenweise junge Leute vor, die mit einem Hippiebus und eigener Küche angereist sind. Neben unserem Auto stand ein Campervan mit – natürlich! – mal wieder Deutschen; diesmal sogar aus München. Nachdem’s ständig nieselte, wieder richtig regnete, wieder stoppte und wieder nieselte, und wir ewig hin- und herüberlegt haben, ob wir im Zelt oder im Auto schlafen sollten, entschieden wir uns schlussendlich für’s Auto. Zu viert im Auto. Puh, das kann was werden. Überraschender Weise war die Nacht angenehmer als erwartet, aber leider hat’s auch in der Früh noch im Strömen geregnet. Kurzer Check der Wettervorhersage: heute (Montag) bis einschließlich Donnerstag Regen und Gewitter. Am Samstag müssten wir ohnehin den kompletten Tag für die Autofahrt nutzen; das heißt, uns bliebe nur der Freitag. Und dazwischen? Im Auto schlafen und Museen anschauen? War jetzt nicht so wirklich das, was wir von unserem Roadtrip erwarteten. Wollten die Zeit für die traumhaften Strände der (Süd-)Westküste Australiens nutzen und uns verschiedene Nationalparks anschaun, aber das konnten wir so vergessen. Überlegen, abwägen, Entscheidung treffen. Einstimmig haben wir beschlossen: lassen wir’s! Im Visitorcenter haben wir danach erfahrn, dass überall um Esperance (wo wir ja ursprünglich hinfahrn wollten) wieder schwere Waldbrände sein sollten (trotz Regen; ja … komisches Australien). Hätte es nicht geregnet, wären wir nicht zur der Info gefahrn, dann hätten wir auch nichts von den neuen, großen Waldbränden erfahrn à musste also scheinbar mal wieder alles so kommen, wie’s gekommen ist. Marco und Ronja haben spontan entschieden, stattdessen noch in den Norden hoch zu fahrn, aber da Basti und ich da ja eh schon bei unserem Tramp-Ausflug warn und Basti ohnehin noch ein paar Sachen organisieren und erledigen musste, machten wir uns lieber noch ein paar schöne Tage zusammen in Perth. Der Montag ging also komplett für’s Fahrn drauf, da wir schon in Albany warn und von dort mehr als 5 Stunden bis Perth brauchten. Im Nachhinein war’s aber die beste und einzig sinnvolle Entscheidung. Trotz allem hatten wir ein paar schöne Tage auf unserem Roadtrip mit ein paar Highlights:


Delfin in 1m Entfernung
Am Samstag warn wir an einem Strand, der bekannt dafür ist, dass hier hin und wieder wildlebende Delfine vorbeikommen und – tatsächlich! Nachdem wir uns knapp 2 Stunden am Strand geräkelt hatten, kam ein Delfin angeschwommen. Es ertönte eine Glocke und alle, die den Delfin von Nahem sehen wollten, mussten sich in einer Reihe aufstellen. War irgendwie ein bisschen seltsam, aber das warten war’s auf alle Fälle wert: Delfin in 1 m Entfernung! (Er kam noch näher, als auf dem Foto.)



Wellenspringen
Nächster Strand: während Ronja und Marco den ruhigen Abschnitt des Strands zum Schnorcheln wählten, haben Basti und ich uns in die hohen und wilden Wellen am anderen Ende gestürzt. Was für eine Gaudi! Und der Strand war nahezu ein Traum: unglaublich klares Wasser, hohe Wellen, unendlich weiter Sandstrand, im Hintergrund riesen Wälder à fast wie im Bilderbuch! (Hab leider keine Fotos davon.)



Firetree
Im „Warren Nationalpark“ gab’s den 65 m hohen „Dave Evans“-Firetree, welcher früher dazu genutzt wurde, Waldbrände zu entdecken. Besteigen kann man den Baum mit der Leiter aus Eisenstäben, die sich spiralförmig um den gesamten Baum schlingt. Mir hat die Aussicht von der Mittelplattform gereicht, da diese bereits auf ca. 25 Metern Höhe und ich schon hier auf gleicher Höhe mit einigen Baumkronen war. 65 Meter warn wir dann doch einen Tick zu hoch. ;)



Überraaaaagend schöner Sonnenuntergang
Es heißt immer, dass es in Westaustralien die schönsten Sonnenuntergänge gibt. Leider hab ich in den ganzen zwei Wochen nur einen einzigen gesehn, aber der war wunderwunderschön! Die Farbe wechselte vom Orange ins Rot und mischte sich mit Pink, Lila und Blau. HAMMER! (In Wirklichkeit natürlich – wie immer – viel, viel schöner als auf dem Foto.)



Kängurus in 3 Meter Entfernung


Erster Schlafplatz: 
In einer Parkbucht 3 Meter neben dem Highway


Zweiter Schlafplatz: 
Sah aus, als wären wir im Dschungelcamp und so hab ich mich auch irgendwie gefühlt. Das Zelt mitten im Wald, eine Hängematte hing zwischen den Bäumen, ein paar Bänke dazwischen und so weit das Auge reicht: nur Wald! War aber richtig, richtig schön – vor Allem, als wir Vier abends noch zusammengesessen sind und geredet haben.


Dritter Schlafplatz: 
zu viert im Auto


So, jetzt sind Basti und ich also seit ein paar Tagen wieder hier in Perth und schlafen seitdem wieder bei einer Couchsurfingfamilie, bei der wir am Anfang schon warn. Ganz liebe Leute! Als kleines Dankeschön, haben wir am Dienstag Käsespätzle gemacht und gestern gabs Schnitzel á la Basti und Antonia. – Deutsche Küche in Australien also. Ansonsten war die Woche extrem entspannt und wir trieben uns ständig irgendwo zwischen Strand, Pool und verschiedenen Cafés rum. 


 Käsespätzle

 Hauseigener Pool

 Schöner Urlaubsabschied auf einem Markt in Fremantle


Unsere gemeinsame Zeit hier geht jetzt leider langsam dem Ende zu, aber zum Glück sehn wir uns in ca. 1 ½ Monaten schon wieder – dann bei mir in Melbourne. Wir hatten zwei unglaublich schöne Wochen, in denen wir uns noch besser verstanden haben, als wir beide dachten. 2 Wochen lang täglich 24 Stunden miteinander zu verbringen, ohne ein einziges Mal zu streiten heißt schon was. Johannes fragte uns letztens ob uns denn nicht langsam der Gesprächsstoff ausgehen würde, aber ganz im Gegenteil: wir hatten richtig viele schöne, ernste, nachdenkliche, lustige und rückblickende Gespräche. Stellt euch vor, ihr seht ganze 6 Monate niemanden von der Heimat und dann trefft ihr euch mit einem eurer besten Freunde, der euch wahnsinnig gut kennt, unglaublich viele gemeinsame Erlebnisse mit euch teilt und fast alles über euch weiß. Das ist schon was Besonderes. Insgesamt können wir sagen, dass wir beide bzgl. unserer Art noch fast die Gleichen sind wie im Juli, jedoch haben sich unsere Gedanken, unser Blick und unsere Einstellung auf viele Themen enorm verändert.


Nachdem Basti mir die letzten Tage viele Fotos von seiner großen Reise gezeigt und einige Geschichten erzählt hat, geht mir das immer wieder durch den Kopf: Arme Menschen, die keine Bildung, kaum Kleidung, teilweise fehlende Grundnahrungsmittel, kein bzw. nur bedingt ein Dach über dem Kopf haben und großteils das ganze Leben lang nichts anderes als ihr kleines Dorf sehen, da sie nicht mal wissen, dass es noch was anderes gibt. Anderes Bild: Ein 16jähriger Junge, der nichts hat, in einem kleinen Zelt mitten im Himalaja lebt, dort Reis verkauft und Basti so gut es ging versorgte, ohne dafür etwas zu verlangen. Oder: Eine Familie, die ebenfalls in einem Zelt (Jurte) lebt, sich nichts leisten kann, aber einen wildfremden Radlfahrer mit Tee, Reis und Decken versorgte. – Und, und, und. Solche Geschichten kennt man, hört man. Wenn man aber mal Bilder dazu sieht und von nahestehenden Personen erzählt bekommt, wie sie hautnah miterlebt haben, wie diese Menschen leben, wie wenig sie haben, aber wie viel sie geben, wie gastfreundlich und hilfsbereit sie sind, ist es doch nochmal ganz was anderes. So viele Geschichten von Menschen, die nichts haben, aber alles geben. Und wir überlegen uns wo wir denn studieren könnten, was wir uns als nächstes zum Essen gönnen, wie wir unser Leben noch luxuriöser gestalten können. Komische Welt, oder?


Bei Basti stehen jetzt nochmal harte - aber wahrscheinlich wieder sehr erlebnisreiche – ca. 6 Wochen an, in denen er den Weg von Perth nach Melbourne meistert. (Wer wissen will, wie’s jetzt genau bei ihm weiter geht: Das ist der Link zu seinem Blog: www.bastiontour.com) Ich hingegen wähl die etwas entspanntere Variante und nehm das Flugzeug. Kaum zu fassen: jetzt sind’s nur noch gute 2 Monate bei meiner Gastfamilie, bevor die große Reise beginnt: Ostküste, Neuseeland und wer weiß, was sich noch ergibt. Glücklicherweise hab ich jetzt sowohl in Neuseeland, als auch auf dem Großteil meiner Ostküstenerkundung jemanden aus der Heimat an meiner Seite, was die Vorfreude gleich noch größer macht. Aber erstmal will ich in und um Melbourne nochmal einiges machen (Martina hatte recht: mir läuft die Zeit langsam fast davon) und nach und nach muss ich jetzt leider auch meine letzten Au Pair Freundinnen verabschieden, da diese Melbourne schon früher verlassen als ich. 


Das war sie also, meine Halbzeitpause - bevor’s jetzt mit neuer Energie in die 2. Halbzeit geht, die wahrscheinlich noch aufregender und erlebnisreicher wird, als die erste. 


Donnerstag, 14. Januar 2016

Das wenn Oma wüsste ...

Ok, in diesem Moment wird sie’s jetzt wohl auch erfahrn, da sie eine meiner fleißigsten Blogleserinnen ist. Aber manchmal ist es besser, Dinge erst danach zu hörn, da es davor wahrscheinlich für zu viele Sorgen, schlaflose Nächte und einen hohen Blutdruck gesorgt hätte. ;) Ich werd jetzt besonders auf die letzten beiden Tage eingehen, weil wir hier einfach eine Menge erlebt haben.

 Ein Abenteuer der etwas anderen Art ;)


Trotzdem start ich am Besten mal ganz vorne: Nachdem das Baby meiner Gastfamilie nun am 4. Januar 2016 etwas verspätet auf die Welt gekommen ist, war's am Samstag dann so weit: um 9:20am ging mein Flug nach Perth, wo ich Basti (endlich, endlich, endlich!!) getroffen hab – ziemlich genau 6 Monate nachdem ich und 5 Monate nachdem er Deutschland verlassen hat. Sind dann zur „Couchsurfing“-Unterkunft gefahrn, wo Basti schon 2 Nächte wohnte und wir auch nochmal eine Nacht bleiben konnten. („Couchsurfing“ ist ein Internetforum, in dem Personen ein Bett / eine Couch / ein Zimmer inkl. Essen & Trinken anbieten – kostenlos.) So, erstmal in den hauseigenen Pool springen und abkühlen! Basti und ich haben geredet, geredet und geredet und haben uns jetzt auch nach 6 Tagen noch so viel zu erzählen. Abends warn wir dann bei Freunden von Bastis Verwandten zum BBQ (Grillen) eingeladen, wo wir einen richtig, richtig schönen und lustigen Abend in einer super netten Familie hatten. Von deren Tochter kamen dann noch 4 Freunde, mit denen wir Perth unsicher machten. Ich kenne ja die australischen Alkohol- und Weggeh-Preise inzwischen, aber hier is es schon nochmal etwas teuerer als in Melbourne und so dachte Basti, er hätte sich verhört, als wir $10 für einen 2cl-Shot zahlen mussten. Welcome to Australia! Als wir heimfuhren, begleiteten uns die 5 netterweise zur Bahnstation und wir haben glücklicherweise gerade noch den letzten Zug erwischt, welcher in dem Moment, als wir in den Zug stiegen, die Türen schloss. Puh, nochmal gut gegangen. 





Am Sonntag haben wir uns nach langem hin und her entschieden, mal ins Hostel zu gehen, wo wir dann gleich von der Couchsurfing-familie hingefahren wurden. Erster Eindruck: Soooo viele Deutsche! Wahnsinn! Unser Zimmer teilten wir mit einem Schweizer und – natürlich – einem Deutschen (Julian), welcher uns gleich eingeladen hat, ihn und ein paar andere vom Hostel am Abend Gesellschaft zu leisten, da sie im Park ein BBQ machen wollten. Top, der Abend ist gesichert! Doch erst wollt ich mir mal ein Bild von der Stadt machen. Da Basti schon ein paar Tage hier war, konnte er mir das „Zentrum“ von Perth (welches extreeem klein ist – vor allem im Vergleich zu Melbourne – und mich eher an die Fußgängerzone in Ingolstadt erinnerte) zeigen, bevor wir’s uns dann in einem Café direkt am Fluss gemütlich gemacht haben. Abends gings dann eben in den Park zum BBQ, wo ein paar Deutsche, Franzosen und ne Schwedin auf uns warteten. Haben gegrillt, gegessen und viel geredet, bevor wir den 4,5 km-langen Heimweg, dem Fluss entlang antrieten. 




Da an Bastis Radl was kaputt war, musste er am Montagmorgen zu einem Spezialisten fahrn. Ich hab die Zeit gleich genutzt um „ein bisschen“ shoppen zu gehen – bei solchen Reduzierungen wie sie am Montag in den meisten Geschäften warn, muss man zuschlagen. Später sind wir dann an den Strand – richtig schön: weißer Sandstrand und hellblaues Meer. Da hab ich mich schon auf den Sonnenuntergang gefreut, da ich inzwischen schon öfter gehört hab, dass die hier in Westaustralien am Schönsten sein sollen. Doch leider: FAIL! Zu viele Wolken. Naja, sind ja noch länger hier. Haben dann mit unseren Wraps am Strand gepicknickt, meine neue wasserfeste Handyhülle im Meer ausprobiert, und stundenlang geredet: über die Heimat, über das letzte Jahr, über unsere Pläne, usw. Als wir auf dem Heimweg ein Zugticket lösen wollten, hatten wir leichte Probleme mit dem Ticketautomat, da ich nur $20-Scheine hatte und der Automat nur $5 oder $10-Scheine nehmen wollte, Karte hatte auch nicht funktioniert, aber hilft nix; wir waren viel, viel zu weit weg um zu laufen - und so begann das erste Abenteuer. Rein in den Zug und hoffen, dass kein Kontrolleur kommt. Natürlich kam einer, bzw. sogar zwei, und natürlich genau auf der längsten Strecke zwischen 2 Haltestellen – war klar, oder? Ok, was jetzt? Hingehen und die Situation erklären? Abwarten? So bald wie möglich aussteigen? Erstmal ruhig bleiben und uns langsam in Richtung Tür bewegen. Wir hatten enormes Glück, dass die zwei Personen vor uns so trödelten beim Ticket-herzeigen, so dass der Zug genau ins stehen kam, bevor die Kontrolleure unsere fehlenden Fahrscheine sehen wollten. Schnell raus da! Puh, nochmal Glück gehabt. Und jetzt? Der nächste Zug wäre erst in 58 Minuten gekommen … das war uns dann irgendwie auch zu lang. Glücklicherweise warn wir nicht weit vom Highway entfernt und somit fiel die Entscheidung recht schnell: warum nicht trampen? Ab zum Straßenrand, Daumen raus und 10 Minuten und ca. 50 Autos später saßen wir im Auto von einem Hongkonger, der uns vor unserem Hostel absetzte. Hat ja recht gut funktioniert. 




Am Dienstag ging’s dann ähnlich weiter bzw. gings erst richtig los: eigentlich wollten wir auf Rottnest Island (eine autofreie Insel westlich von Perth, die scheinbar perfekt zum Schnorcheln sein sollte), was uns dann aber irgendwie doch ein bisschen zu teuer war – nur um zu schnorcheln und einen schönen Strand zu sehn, von denen wir wahrscheinlich noch einige auf unserem Roadtrip finden werden. Unser Hostel hatte auch kein Bett mehr für die Folgenacht frei und wir hatten noch Zeit bis Freitagmorgen, wo unser Roadtrip mit Marco und seiner Freundin beginnt. Also kurz gesagt: keine Unterkunft – kein Auto – kein Plan – viel Zeit – Trampen hat gestern super funktioniert, also: Let’s do it again! Wohin? Keine Ahnung! Da unsere Tour nächste Woche südlich von Perth geht, haben wir uns erstmal in den Zug Richtung Norden gesetzt, da es wohl schwierig ist in der Stadt zu trampen. Im Internet haben wir dann entdeckt, dass es in Lancelin ganz schön sein sollte – ca. 150 km nördlich von Perth. Sollte ok sein. 



Unser Startpunkt war am Ende des Freeways und irgendwie wollte ganze 20 Minuten kein Auto halten (was für’s Trampen immernoch verdammt kurz is, da – was ich so gelesen und gehört hab – es schon mal 2 bis 3 Stunden dauern kann, bis ein Auto anhält). Aber dann ging’s los: das erste Auto nach 20 Minuten, das zweite nach 5, das dritte nach 2 Minuten, beim 4. Stopp wollten wir eigentlich erstmal eine kurze Pause machen um was zu essen, aber schon hat das nächste Auto gehalten – so ein Stress! 
Und bis wir geschaut haben, warn wir auch schon mitten am Strand in Lancelin und wir können sagen: wir warn mitten im Paradies! Dachten eigentlich, der Sand gestern wäre weiß und das Meer türkis gewesen, doch das hier war kein Vergleich! Ohne Sonnenbrille konnten wir gar nichts sehn – leider kommts (wie immer) auf den Fotos  nicht so gut rüber wie in Wirklichkeit, aber es war unbeschreiblich. 


Einer der vielen Autofahrer, die uns mitnahmen ;)



 Würstchen, Spiegelei und Toast auf'm BBQ am Strand


Nach einer ausgiebigen Pause am Strand und vielen faszinierenden Gesichtsausdrücke und Aussagen später, kam langsam der Hunger und so haben wir auf dem BBQ am Strand Würstchen, Toast und Spiegeleier gegrillt / gebraten / was auch immer. Als ich davor von dem kleinen Supermarkt in der Nähe zurückgeloffen bin, hab ich mir die Häuser am Strand so angeschaut und mir – spaßeshalber – gedacht: eigentlich könnten wir hier doch auch fragen, ob wir schlafen könnten. So offen wie die Australier sind, wär des wahrscheinlich nicht mal ein Problem. Achja: wo wir schlafen wussten wir natürlich in der Früh noch nicht und so haben wir einfach unseren Schlafsack mitgenommen – Zelt wird überbewertet (Bastis war ohnehin kaputt und ein neues wollten wir eigentlich erst am Freitag zu viert kaufen). Mein Proficamper hat meinen Schlafsack während dem Grillen mal durchgecheckt und komisch … hat mich irgendwie ausgelacht. Mein Schlafsack ist wohl eher für zelten und weniger für wildcampen ohne Zelt geeignet. Ein Gentleman wie er sein kann, hat er mir seinen Schlafsack angeboten, da Männer ja seiner Meinung nach eh weniger frieren. Je später es wurde, desto kälter wurd’s jedoch leider auch (da’s in Perth abends schon wirklich ziemlich abkühlen kann, was ich von Melbourne nicht wirklich kenn) und als die Sonne weg war hat’s uns dann in kurzer Hose, die wir nur hatten, schon etwas gefroren. Hab dann – immer noch als Spaß – meine Idee mit dem „im Haus schlafen“ angebracht und Basti hat das gleich als Aufforderung für einen Spielstart für „Wenn ich du wär …“ verstanden (typisches Spiel, welches wir in verschiedenen Urlauben, auf verschiedenen Partys, usw. öfter mal spielen). Also: „Wenn ich du wär, würde ich bei den Häusern fragen, ob wir bei ihnen schlafen dürfen!“ Nichts leichter als das! (Das hätt er nicht gedacht.) Eigentlich ist es auch ein bisschen ... dreist, aber 1. Es war verdammt kalt und windig, 2. Hatten wir nur nen Schlafsack dabei, 3. Sind die Australier so unglaublich offen und hilfsbereit, 4. Haben wir gehört, dass so „Ranger“ nachts rumlaufen und überprüfen, dass hier niemand schläft, von denen wir eine saftige Strafe hätten bekommen können, 5. Kostet fragen nichts und 6. Warn wir grad auf dem Abendteuertrip. Also los ging’s! Bei den ersten beiden Häusern hat niemand aufgemacht, die nächsten beiden Häuser warn nur Ferienwohnungen, wo die Leute uns sooo gern helfen wollten, aber gesagt haben, sie können das nicht machen, da sie hier ja nur für eine Woche in Miete hier sind und sich nichts zu Schulden kommen lassen wollen / können. „Bei 3 Häusern versuch ich mein Glück noch“, dacht ich mir. Doch schon beim nächsten hatt‘ ich Glück! Ein älterer Mann, der zufällig gleich die Straße hoch ein Ferienhaus hat und uns dort schlafen lässt. Schnell haben wir zusammen Basti am Strand abgeholt, der auf unser Zeug aufpasste und sich inzwischen schon ein bisschen Sorgen um mich gemacht hat. Er konnt’s nicht glauben, dass ich das gemacht hab und dass es tatsächlich klappte. Hatten also für die Nacht ein Dach über den Kopf, eine warme Dusche, 3 Schlafzimmer, eine gut ausgerüstete Küche inkl. Toaster und sogar einen Fernseher – und das alles kostenlos! Läääääuft! Basti hat in der Zwischenzeit von ein paar Franzosen noch Pommes und Chicken geschenkt gekriegt und somit war unser zweites Abendessen gerettet. :P Der Tag war also in jeder Hinsicht ein voller Erfolg und wir werden uns noch lange dran erinnern und drüber reden.
Schon war’s Mittwochmorgen. Peter (der Mann dem das Haus gehörte) hat gemeint, wir sollten doch in der Früh noch auf einen Café vorbeikommen. Da saßen wir dann bei ihm auf der Veranda, haben über 2 Stunden mit ihm geredet, uns seine oftmals faszinierenden Geschichten angehört und konnten hoffentlich somit (mit unserer Gesellschaft und langen Gesprächen) ein bisschen was zurückgeben, was er uns letzte Nacht gegeben hat. 

 Peter ;)

Anschließend hat er uns angeboten, uns noch zur Hauptstraße zu fahrn, wo wir wieder starten wollten mit Trampen, um zurück nach Perth zu kommen. Peter meinte, es wäre kriminell von ihm, uns nicht noch die Sanddünen, für die Lancelin bekannt ist, zu zeigen. So machten wir dorthin noch einen kurzen Abstecher, was es definitiv wert war: unendlich hohe, weiße Sanddünen – unglaubliche Weite! HAMMER!!! Sowas hab ich echt noch nie gesehn. Danach haben wir noch einen Stop an einem Lookout gemacht, wo wir das traumhaft türkise Meer und den weißen Sandstrand bis hin zu den Dünen sehen konnten. 






Als wir dann schließlich an unserem neuen Anfangspunkt für’s Hichhiken (= Trampen) standen, dauerte es wieder keine 2 Minuten bis ein Auto uns mitnahm. So lief das ganze bis Currambine (ca. 25 km nördlich von Perth), wo wir erneut eine Couchsurfingunterkunft gefunden haben. Unglaublich! Diesmal warn’s 5 verschiedene Autos und das längste was wir warten mussten, warn 8 Minuten. Dadurch, dass wir anfangs die falsche Adresse von unserer Unterkunft hatten, warn wir etwas verwirrt, als wir vor einem Haus standen, aus dem im gleichen Moment eine Frau rauskam, die leider nicht die war, die wir suchten. Hilfsbereit – wie alle Leute, die wir die letzten 2 Tage kennengelernt haben – hat sie uns zur richtigen Adresse gefahrn, nachdem sie uns in ihrem Garten mit Wasser und Bier versorgte.
Ja, und jetzt sind wir hier – inzwischen die 2. Nacht. Ganz liebe Leute und auch Fahrradfahrer, wie Basti es ist. Abschließend noch ein kurzes (ich hoff, ich kann mich wenigstens diesmal kurz halten) Fazit zu den letzten beiden Tagen:

  1. Trampen in Australien funktioniert definitiv! Vielleicht hatten wir die beiden Tage einfach verdammt viel Glück, vielleicht sind die Australier aber auch wirklich zum Größten Teil so offen und hilfsbereit, wie ich bisher bereits dachte. Dadurch haben wir viele liebe Leute kennengelernt und tolle Gespräche geführt, spannende Geschichten erfahrn, das ein oder andere Neue über Australien gelernt und konnten die Einheimischen von Deutschland überzeugen.
  2. Ein bisschen Vorsicht gehört vielleicht auch dazu. Es gibt einige Geschichten der letzten Jahre, die abschreckend und einschüchternd bzgl. des Trampens sein können, aber wir haben – so wie’s uns auch von mehreren Autofahrern ans Herz gelegt wurde – auf unser Herz gehört, als wir ins Auto stiegen. Wobei wir mit den Leuten wirklich immer einen guten Fang gemacht haben. Allein würd ich’s wohl nicht machen, aber da ich Basti dabei hatte, hatte ich wirklich keine Zweifel. Zu zweit und vor allem mit nem Junge dabei, kann wohl doch nicht so viel schief gehen.
  3. „Wenn ich du wär …“ ist auch super in Australien zu spielen. ;) In unserer Situation kann ich sagen: es is manchmal wirklich gut, einfach mal die Leute anzusprechen wenn man was braucht. Man kann nicht’s verlieren und wie heißt’s so schön: Fragen kostet nichts.
  4. Australien ist SUUUPER!
  5.  Wenn man’s geschickt macht, kann man sogar in Australien recht günstig durch kommen. 
  6. Soooo schön, endlich mit nem Freund von Zuhause unterwegs zu sein! Mit Basti kann ich einfach  ganz andere Gespräche führen. Wir kennen die Leute, von denen wir erzählen, wir kennen die Partys von denen wir reden und wir können über „alte Zeiten“ reden und Fotos anschaun. Außerdem kennt er mich einfach anders und länger, als die Freunde, die ich hier in Melbourne kennengelernt hab (wobei ich die natürlich auch sehr ins Herz geschlossen hab!;))


Jetzt freu ich mich auf unseren Roadtrip, der morgen früh startet, nachdem wir Marco und seine Freundin treffen. Ich hoff, der Blutdruck meiner Oma (und der, meiner Mama) hat sich jetzt zum Ende meines Blogeintrags inzwischen wieder normalisiert, nachdem sie gelesen haben, dass wir zu fremden Männern ins Auto gestiegen sind, bei fremden Leuten wohnen, ich bei fremden Häusern geklopft hab, usw. Manchmal braucht man einfach einen kleinen Adrenalinkitzel, dass es nicht langweilig wird. Basti und ich passen immer auf uns auf und so bin ich mir sicher, dass auch während unseres Roadtrips alles gut gehen wird – ein bisschen Vertrauen und Zuversicht gehören auch dazu. So war auch die häufigste Aussage der letzten beiden Tage „No worries, mate!“ – Mach dir keine Sorgen, kein Problem, schon ok, alles ist gut.

Also: No worries, mates!