Montag, 23. November 2015

Eureka Skydeck ~ Immigration Museum ~ Gedenktag


Manchmal muss man von oben auf die Dinge sehn -
anstatt mittendrin zu stehn!


Montag, 23.11.15
Gestern bin ich echt erschrocken als jemand gesagt hat, dass schon der 22. November is – irgendwie hab ich die letzten Wochen total das Zeitgefühl verloren.

Montag, 16.11.
Natürlich hat auch mich das Thema mit den Terroranschlägen in Paris nicht kalt gelassen und so hab ich mich heut Nachmittag mit Larissa in Melbourne getroffen, da um 18 Uhr ein Treffen am Federation Square zum Gedenken der Opfer von Paris war, und wir dort hingehn wollten. Erst wurden ein paar kurze Reden gehalten, eine Schweigeminute einberufen und  anschließend wurde die französische und australische Nationalhymne gesunden. Abgeschlossen wurde das Gedenktreffen mit „Imagine“ von John Lennon, welches aus den Lautsprechern ertönte. So viele Menschen haben geweint und die Vorstellung, dass diese womöglich Freunde oder Angehörige durch die Anschläge in Paris verloren haben, lässt einen selbst noch nachdenklicher werden. Doch neben all der Traurigkeit und dem Schock über die Terrorattacken, der immer noch tief in den Knochen sitzt, vermittelte das Treffen ein Gefühl von Zusammenhalt, Stärke und Mut. Klar, es passiert täglich Schlimmes auf der Welt und man sollte jetzt nicht nur den Opfern von Paris und deren Angehörigen gedenken, aber jetzt wird’s einfach so richtig bewusst, wie nah der Terror tatsächlich ist. Es ist immerhin inzwischen ein Nachbarland und man weiß nicht, wie es weitergeht. Mir persönlich öffnets jetzt ein bisschen die Augen um zu sehen, was wirklich auf der Welt abgeht. Davor hab ich mich mit diesen Themen kaum befasst, weil’s einfach „so weit weg“ war.  Momentan hab ich ehrlichgesagt auch Angst um Deutschland. Angst, um meine Familie und meine Freunde. Angst, wie das Leben uns aller weitergeht und wie die Welt in ein paar Jahren aussieht. Ist vielleicht bereits alles anders, wenn ich wieder nach Hause komm? Hat die Angst schon die Macht über Deutschland? Es kann jederzeit wieder ein Anschlag sein – jederzeit und überall. Vorsicht ist geboten, trotzdem sollte man sich nicht unterkriegen lassen. Es ist schwierig, meine Gedanken in Wort zu fassen; dafür sind es momentan einfach zu viele und zu verwirrende. Einerseits ist da die Angst – andererseits der Mut und Protest, sich nicht unterkriegen zu lassen, das Vertrauen, aber auch die Sorge um die Menschen und das weitere Leben. Die Sorge um die Welt und die Angst vor einem Krieg – einem Krieg, der womöglich bereits begonnen hat. Ich denk, jeder hat seine eigenen Gedanken und seine eigene Sicht bzgl. der momentanen Situation. Meine wollte ich jetzt mal niederschreiben, weil’s mich die letzten Tage auch ziemlich beschäftigt hat.




Freitag, 20.11.
Dieses Wochenende wollten wir eigentlich mit zwei deutschen Jungs (ein Backpacker und ein Au Pair) in den Wilsons Prom Nationalpark fahrn. Nachdem wir die Wettervoraussage (14 Grad und Regen) gecheckt haben und unsere Pläne für des Wochenende ausgetauscht und abgeglichen haben, hat sich das für Larissa und mich wieder erledigt und somit haben wir beide uns am Freitagabend in Melbourne in einer Bar getroffen. Anfangs waren wir in der „Billig-Bar“ von Melbourne, wo z. B. ein kleiner Cocktail „nur“ um die 7 € und ein 0,33 ml Bier um die 4 € kostet (dass ihr mal einen Einblick bekommt, wie die Preise hier in Australien so sind). Später sind wir dann noch in eine andere Bar, die leider weder von der Musik, noch von der Stimmung oder den Leuten her gut war. Larissa und ich hatten zwar zwischenzeitig ne Menge Spaß, aber nichtsdestotrotz endete unser Abend dann gegen 1:30 Uhr, da wir ziemlich geschlaucht von der Woche warn.

Am Samstag wollten wir eigentlich ins Museum, aber aufgrund unseres Schlafverhaltens haben wir das dann mal besser auf Sonntag verschoben. Den Samstag hab ich dann für’s Joggen genutzt und abends hab ich noch geskyped bevor ich dann ganz gemütlich meine Reiseplanung weitergemacht, bzw. mich ein bisschen informiert hab, was man in und um Perth alles machen und anschaun kann. Und dann war auch der Samstag schon wieder vorbei – diesmal zur Abwechslung ganz entspannt und ruhig.

Dafür war dann am Sonntag einiges geboten: Larissa, Nadine und ich haben uns mittags wieder in Melbourne getroffen und uns auf den Weg zum „Immigration Museum“ gemacht, da wir da eh schon lange mal hin wollten. Das Museum hat uns insgesamt nicht vom Hocker gehaut, hatte jedoch ein, zwei Highlights: Es gab zum Beispiel auf einem Monitor die Möglichkeit, sich Interviews mit Leuten anzuhörn, die nach Australien einwandern wollen (es gab die Auswahl zwischen 1920, 1980 und heutzutage). Anschließend durfte man selbst entscheiden, ob deren Antrag zugelassen werden sollte oder nicht – bevor dann die Auflösung inkl. Begründung dargelegt wurde. Das war echt interessant, vor Allem warn wir echt überrascht, wie schwer es scheinbar ist / war, den Antrag genehmigt zu bekommen. Außerdem konnten wir uns Reiseberichte durchlesen und haben einiges über die Geschichte und Zuwanderung Australiens erfahren. Insgesamt war’s schon ganz interessant und für des, dass der Eintritt frei war auch ganz gut, jedoch haben wir’s uns etwas überschaulicher vorgestellt. Danach brauchten wir erst mal eine Stärkung und somit ging’s ab zum „Noodlemarket“, wo wir uns ne richtig lecker Nutellawaffel am Stiel gegönnt und nebenbei die tolle Atmosphäre genossen haben. Als wir auf dem Weg ins Melbourne Central warn, um erste Weihnachtsgeschenke zu besorgen bzw. um uns zumindest mal inspirieren zu lassen, warn wir überrascht, dass es hier (zumindest im Zentrum) kaum Spielwarengeschäfte und Buchhandlungen gibt, so wie wir sie in Deutschland kennen (oder wir haben’s einfach nicht gefunden). Gegen 6 pm haben wir dann Larissa verabschiedet und Nadine und ich sind nochmal zum Nudelmarkt marschiert. Da war’s wirklich richtig schön! Das ganze hat mich ein wenig an den Bühnenbereich vom „Open Air“ in Eichstätt erinnert. Essensstände, dazwischen Sitzmöglichkeiten, im Hintergrund entspannte und alte Lieder. Wir haben uns auf so einen Hang in die Wiese gesetzt wo wir das ganze Geschehen im Überblick hatten und haben’s echt genossen. Dazu war das Wetter – entgegen unserer Erwartungen – richtig gut: sonnig, angenehm warm, perfekt. 



Nadine und ich haben ewig geredet und das Flair genossen, bis wir rechtzeitig vor Sonnenuntergang zum „Eureka Tower“ (höchstes Gebäude Melbournes; zweithöchster Wolkenkratzer der Südhalbkugel) gegangen sind – was wir schon seit Wochen vor hatten, aber immer kam was anderes dazwischen. Jedenfalls sind wir oben aus dem Aufzug raus, um die Ecke und schon standen wir vor einer rießen Glasfront (die einmal ganz rum geht) mit dem Blick über ganz Melbourne. Wir haben den perfekten Tag und vor Allem die perfekte Zeit erwischt. Melbourne bei Tag – Melbourne bei Sonnenuntergang – Melbourne bei Nacht. Wir konnten unglaublich weit sehen: auf einer Seite war das weite Meer, auf der anderen waren die Berge zu erkennen und das alles in einem Lichtermeer und davor im rot-orangenen Sonnenuntergang. Es war überragend schön und ich eine Zeitlang völlig fasziniert vor dem Fenster. Sonnenuntergänge haben mir hier in Australien mittlerweile schon öfter den Atem geraubt. Nachdem mir Martina und Erik gestern noch erzählt haben, dass es so ziemlich die schönsten Sonnenuntergänge in Perth gibt, steigt meine Vorfreude darauf langsam aber sicher ins Unermessliche. Jedenfalls war es ein wunderschöner Tag und das „Eureka Skydeck“ war bisher mit eines meiner größten Highlights hier in Melbourne. (Leider kommt’s auf Fotos nicht halb so schön rüber, wie’s in Wirklichkeit ist.) Auf dem Heimweg (der diesmal eine gute Stunde statt den normalen 35 Minuten dauerte) hat mich mein bester Freund per What’s App gut unterhalten, wodurch ich mal wieder gemerkt hab, wie perfekt doch momentan alles ist: Traumhaftes Leben in Australien, super Freunde und ne tolle Familie Zuhause – was will man mehr? 




"But there's nothing to be afraid of - even when the night changes!" 


Mir fällt auf, dass man manche Dinge erst wahrnimmt, wenn man sie mal mit etwas Abstand betrachtet  - sowohl auf die Schönheit Melbournes bezogen, als auch auf so viele Situationen im Leben. Mit etwas Abstand bekommt man eine andere Sichtweise auf Probleme, Beziehungen, Personen und auf das Leben an sich - oder zumindest auf Teilbereiche des Lebens. Vielleicht sollten wir alle hin und wieder mal in den Aufzug steigen und das Ganze von oben betrachten - von oben ist sowieso alles viel kleiner und manche Probleme sind womöglich kaum noch zu erkennen. Die Aussicht auf das Gesamte, was unter einem liegt, ist dafür umso schöner und lässt erkennen, wie viele Möglichkeiten und Wege offen stehen und wie viele kleine Lichter für ein einmaliges Gesamtbild sorgen. 
- So, damit wär der philosophische Teil auch abgedeckt. In diesem Sinne:

"Es geht nicht weiter als zum Horizont, 
also muss ich meinen Horizont erweitern!" -

Liebste Grüße aus Australien!

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